Außenwand

Da die Fassade in der Regel den größten Teil der wärmeübertragenden Gebäudehülle einnimmt, kann durch eine optimale Fassadendämmung sehr viel Heizenergie eingespart werden. Wenn ohnehin größere Instandhaltungsarbeiten – wie eine Sanierung des Außenputzes oder die Erneuerung der Fenster – anstehen, ist eine Fassadendämmung sinnvoll.

Jede nachträgliche Dämmung an der Fassade sollte von Experten geplant und umgesetzt werden. Sie können alle Faktoren wie Architektur, Bauweise, Zustand der Bausubstanz und andere technische Randbedingungen beurteilen und angemessene Maßnahmen vorschlagen.

WärmedämmverbundsystemeDetails

Wärmedämmverbundsysteme (kurz WDVS oder WDV-System) werden häufig für eine komplette Außendämmung eingesetzt. Die auch Vollwärmeschutz oder Thermohaut genannten Systeme helfen die Heizkosten zu reduzieren und den Anforderungen des GEG Rechnung zu tragen.

WDVS bei Bestandsgebäuden

Fast alle Bestandsgebäude können durch Dämmung mit einem Wärmedämmverbundsystem wärmetechnisch verbessert werden. Für einschalige Außenwände oder für Wände mit Vormauerschale eignet sich ein WDVS besonders gut. Nur bei strukturierten Fassaden, wie zum Beispiel aus der Gründerzeit mit vielen Stuckelementen, oder bei Fachwerk sind WDVS weniger geeignet, zumal hier auch oft  Auflagen des Denkmalschutzes berücksichtigt werden müssen.

Außendämmung und die Energieeinsparverordnung (EnEV)

Durch die Außendämmung muss der Wärmedurchgangskoeffizient (U-Wert) grundsätzlich soweit reduziert werden, dass er höchstens noch 0,24 W/(m²K) beträgt. Eine nachträgliche Wärmedämmung an Bestandsgebäuden muss bei einer Sanierung vorgenommen werden, wenn eine Außenwandfläche von mehr als 10 Prozent (bezogen auf die beheizten Bereiche der gesamten jeweiligen Bauteilfläche) saniert wird.

Eignung von Dämmstoffen

Die Anforderungen an Dämmstoffe für Wärmedämmverbundsysteme sind unter anderem aufgrund des Brandschutzes und der nicht erwünschten Wasseraufnahme sehr hoch. Dämmstoffe müssen aber noch zahlreiche andere Kriterien erfüllen. Sollen als Alternative regenerative Dämmstoffe zum Einsatz kommen, muss ebenfalls geprüft werden, ob sie die Standards, insbesondere bezüglich der Brandsicherheit, erfüllen:

  • Standsicherheit
  • Schutz gegen schädigende Einflüsse
  • Gesundheitsschutz und Umweltschutz
  • Wärmeschutz
  • Schallschutz
  • Verkehrssicherheit

Dämmstoffe bzw. Wärmedämmplatten aus Polystyrol erzeugen im Brandfall giftige Rauchgase und können gefährlich abtropfen. Entgegen einiger Medienberichte besteht nach Untersuchungen des Deutschen Institutes für Baustofftechnik aber kein höheres Brandrisiko, wenn bauaufsichtlich zugelassene WDVS unter Verwendung von flammgeschützem Polystyrol-Hartschaum unter Berücksichtigung aller Vorgaben eingesetzt werden. Bei fachgerechter Planung und Montage des Wärmedämmverbundsystems werden unter Umständen Brandsperren oder Brandriegel aus Mineralwolle eingebaut.

In seltenen Fällen kann es zu Beschädigungen der Fassadendämmung durch Spechte kommen. Laut Expertenmeinung gibt es - ähnlich wie bei Marderschäden am Auto -dagegen derzeit noch kein wirksames Mittel, außer von vornherein eine strapazierfähigere Armierungsschicht zu wählen.

Ein in den Medien ebenfalls kontrovers diskutiertes Thema ist die Ökobilanz von Polystyrol (Styropor). Neben Herstellerverbänden, die ihrem Produkt eine positive Bilanz bescheinigen hat auch der BUND (Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland) dazu Stellung bezogen: „Der BUND lehnt Styropor als Dämmstoff nicht grundsätzlich ab, zumal selbst wenn dieser Stoff aus Erdöl hergestellt wird, die Einsparung in wenigen Monaten den Herstellungsenergieaufwand übersteigt. Der BUND betont aber, dass man die gesamte Ökobilanz von Dämmstoffen betrachten und wo es möglich ist, natürliche und nachwachsende Stoffe verwenden sollte.“

Generell sind bei der Außendämmung mit WDVS bauphysikalische Anforderungen, Anschlussdetails sowie möglicherweise auch statische Belange zu berücksichtigen.

Aufbau eines WDVS

Wärmedämmverbundsysteme werden unter Übereinstimmung aller Komponenten zumeist von einem Hersteller angeboten. Dämmmaterial, Dämmstoffplatten oder –lamellen werden auf die Außenwand des Gebäudes aufgeklebt oder verdübelt bzw. mit einem Schienensystem fixiert. Diese Platten können aus unterschiedlichen Materialien bestehen:

  • Synthetische Anorganische: Mineralwolle (Stein- und Glaswolle), Mineralschaum (Kalziumsilikat-Hydrate), Gipsschaum (Kalziumsulfat-Hydrate), Calciumsilikat-Platte
  • Synthetische Organische: Polystyrol-Hartschaum (PS), Polystyrolpartikel-Schaum (EPS), Polystyrolextruder- Schaum (XPS), Polyurethan-Hartschaum (PUR), Resolharz
  • Synthetische Verbundmaterialien: Vakuumdämmplatten (VIP)
  • natürliche Organische: Holzfaser, Kork

Nach der Befestigung an der Fassade wird die Dämmung mit einer Armierungsschicht ausgestattet, diese besteht aus Armierungsmörtel (Unterputz) in den ein Armierungsgewebe eingebettet ist. Die abschließende Schicht durch einen Außenputz verhindert, dass Feuchtigkeit ins Mauerwerk eindringt.

Detailanschlüsse

An Fensterbänken, Vordächern, Geländern, Markisen, Regenrinnen oder Fensterläden muss sorgfältig gearbeitet werden, um Wärmebrücken zu vermeiden. Denn über diese entweicht die Wärme und darüber hinaus besteht auch die Gefahr, dass es durch Tauwasser (Kondensat) zu Schimmelpilzbildung kommt. Bei Rohren oder sehr schweren Gegenständen wie Lampen oder Außenbriefkästen, können auch spezielle Montageblöcke in die Dämmschicht eingelassen werden, damit das Metall keine Kälte auf die Wand übertragen kann. Wird der Keller nicht beheizt, stellt die Kellerdecke eine Wärmebrücke dar. Um diese Wärmebrücke zu entschärfen, sollte die Dämmung mindestens 30 cm über die Kellerdecke geführt werden. Ist oberhalb dieses sogenannten Frostschirms eine Pflasterung vorgesehen, kann die Tiefe auf 20 cm verringert werden. Die Außenwanddämmung sollte ohne Lücke an die Dachdämmung angeschlossen werden. Auch in der luftdichten Ebene darf keine Lücke entstehen.

Algenbewuchs

Vor allem in ungeschützten und verschatteten Bereichen kann es an der Fassade zum Wachstum von Algen, Moosen oder Flechten kommen. Das gilt auch für sanierte Außenwände, die mit einem Wärmedämmverbundsystem ausgerüstet sind. Da die Wärme nach der Dämmung nicht an die Außenwand dringt, trocknet die Feuchtigkeit nicht so schnell ab, wie bei einer nicht gedämmten Wand. Die Fassade bleibt länger feucht und ist deshalb anfälliger für Algen. Der Bewuchs ist jedoch ein rein ästhetisches Problem, das durch konstruktive Maßnahmen, wie beispielsweise ausreichende Dach- und Fensterbanküberstände oder durch materialseitige Ausrüstung, wie Fungizide und Algizide, verringert, allerdings nie ganz vermieden werden kann.

Haltbarkeit

Nach neuesten Erkenntnissen des Fraunhofer-Instituts für Bauphysik (IBP) hält ein professionell ausgeführtes Wärmedämmverbundsystem 40 bis 60 Jahre. Dabei wird das WDVS nicht mehr Instandhaltungsmaßnahmen erfordern als eine normale verputzte Wand; bauartbedingt benötigt die sanierte Fassade aus optischen Gründen jedoch häufiger einen neuen Anstrich.

Hinterlüftete VorhangfassadeDetails

Die hinterlüftete Vorhangfassade als Alternative zum Wärmedämmverbundsystem bietet den Vorteil, dass alle Möglichkeiten der Fassadengestaltung offen stehen  – Holz, Schiefer, Glas, Marmor und andere Varianten sind möglich.  Allerdings ist die hinterlüftete Vorhangfassade teurer als andere Außenwandkonstruktionen. Darüber hinaus benötigt sie durch ihre Tiefe auch mehr Platz.

Aufbau

Eine ausreichend tragfähige Wandkonstruktion ist zwingend erforderlich, da die Dämmung mit Dübeln und einer Lattenkonstruktion oder mit Aluminiumschienen unmittelbar in der Wand verankert wird. Die Außenwand muss luftdicht sein. Undichte Stellen müssen unbedingt verschlossen werden.

Der Aufbau der hinterlüfteten Vorhangfassade besteht aus einer Unterkonstruktion mit Befestigungsmaterial, der dicht gestoßenen Dämmschicht – hier empfiehlt sich Mineralwolle - , einer Hinterlüftung sowie der Außenverkleidung.

Auf der Dämmschicht wird dann eine Winddichtungsschicht eingebaut, z.B. als Unterspannung oder Unterdeckung. Auf diesen Unterbau wird die Außenverkleidung gebracht. Um bei Schlagregen Feuchteschäden zu vermeiden, wird die Außenverkleidung (Vorhang) mit einer Belüftungsschicht ausgeführt (hinterlüftet).

Zu beachten ist die bauaufsichtliche Zulassung der Dämmstoffe und auch der Unterkonstruktion, außerdem benötigt die Vorhangfassade einen statischen Nachweis.

Unterkonstruktion

Die Unterkonstruktion muss Brandschutzanforderungen entsprechen. Außerdem wird  bzgl. ihrer Standsicherheit  ein statischer Nachweis benötigt. Wichtig ist eine möglichst geringe Wärmebrückenwirkung, da die Unterkonstruktion den Dämmstoff durchdringt und an diesen Stellen je nach Material höhere Wärmeverluste auftreten können. Als Unterkonstruktion dient zumeist Holz oder Aluminium; bei schweren Natursteinverkleidungen kommen auch Edelstahlanker infrage.

Anforderungen des Gebäudeenergiegesetzes (GEG)

Nach der Durchführung einer Außendämmung muss der Wärmedurchgangskoeffizient (U-Wert) grundsätzlich soweit reduziert werden, dass er höchstens noch 0,24 W/(m²K) beträgt. Bei Maßnahmen im Bestand gilt, dass eine nachträgliche Wärmedämmung vorgenommen werden muss, wenn eine anteilige Außenwandfläche von mehr als 10 Prozent (bezogen auf die beheizten Bereiche der gesamten jeweiligen Bauteilfläche) saniert wird.

Dämmschichtdicken

Bei Maßnahmen im Bestand ist der maximal zulässige U-Wert nach GEG als Mindeststandard rechnerisch nachzuweisen. Abhängig vom U-Wert der vorhandenen Außenwand sind zumeist Dämmstoffdicken von 12-16 cm üblich, nach oben bestehen keine Grenzen. Die Mehrkosten für eine dickere Dämmung sind gering
Gestalterisch spielt die Dicke der Dämmung in der Regel keine Rolle. Auch der Lichteinfall an den Fenstern wird meist nicht beeinträchtigt, es sei denn es handelt sich um besonders kleine Fensteröffnungen.

Eignung von Dämmstoffen

Spezielle Fassadendämmplatten aus Mineralwolle (Glaswolle und Steinwolle), aber auch Hartschaumplatten sind bei Beachtung der Brandschutzanforderungen geeignet.
Wichtig: Der geplante Dämmstoff muss nach DIN 4108-10 für den geplanten Anwendungszweck als Dämmung zugelassen sein. Entsprechende Hinweise finden sich auf den „Beipackzetteln“ der Dämmstoffe.

Haltbarkeit

Hier kommt es auf das Material an; die Lebensdauer beträgt je nach Beschaffenheit des ‚Vorhangs‘ (der Verkleidung aus Holz, Metall, Glas etc.) jedoch mindestens 30 Jahre.

Wärmeverluste vermeiden

Wird der Keller nicht beheizt, stellt die Kellerdecke eine Wärmebrücke dar. Um diese Wärmebrücke zu entschärfen, sollte die Dämmung mindestens 30 cm über die Kellerdecke geführt werden. Ist oberhalb dieses sogenannten Frostschirms eine Pflasterung vorgesehen, kann die Tiefe auf 20 cm verringert werden. Auch im oberen Teil des Hauses gibt es sensible Übergänge: Hier sollte die Dämmung der Fassade ohne Lücke an die Dachdämmung angeschlossen werden. Auch in der luftdichten Ebene darf keine Lücke entstehen.

Fensterlaibungen sind ebenfalls sensible Punkte. Diese sollten unbedingt ebenfalls gedämmt werden, wobei auf absolute Luftdichtigkeit zu achten ist. Idealerweise werden die Fenster allerdings auf das Niveau der Dämmung vorgezogen (siehe „Türen und Fenster“).

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